Auch am 16.05.2020 gab es wieder eine „Corona-Rebellen“ Demo in Freising. Diesmal jedoch fanden sich wesentlich weniger „Rebellen“ an der Unteren Hauptstraße ein. Im Gegenzug dazu stieg die Teilnahme an den antifaschistischen Gegenprotesten enorm an.
Wir bedanken uns bei allen Freisinger Unterstützer*innen und Antifaschist*innen!
Als Aktivisti, die schon öfter für Freiheit, Gleichberechtigung und Frieden auf die Straße gegangen sind, fragen wir uns schon, was das alles soll?
Die Maßnahmen, die ergriffen wurden um die Verbreitung des Virus zu verhindern werden nach und nach zurück genommen (Eine sachliche Diskussion darüber, scheuen wir nicht). Biergärten, Restaurants, Baumärkte, alles wieder offen. Die Hotels sollen wieder öffnen und auch die Grenzen werden bald zwischen den meisten Ländern wieder geöffnet sein. Die gesamte Wirtschaft wird wieder hochgefahren und die Ausgangsbeschränkungen Stück für Stück zurückgenommen. Wo also werden die Grundrechte abgebaut? Wo ist die Diktatur, von der die „Rebellen“ immerzu reden?
Die „Diktatur“ ist nur ein Vorwand der Rechten. Ein weiteres Narrativ, das bemüht wird um Angst zu schüren. Das Narrativ der (Merkel-) Diktatur wurde von der #noAfD schon seit jeher benutzt um Stimmung zu machen. Auch Pegida nutzt eine ähnliche Rhetorik. Das Ziel: Radikalisierung.
Werfen wir einen genaueren Blick auf die „Corona Rebellen Freising“. Die gleichnamige Telegram-Gruppe hat 48 Mitglieder (Stand 20.05.2020, 20:33 Uhr). Inhaber (Gründer) der Gruppe ist Clemens Koppe, der auch die „Mahnwachen“ anmeldet. Admins sind ein Account namens Bernd Paulus (ebenfalls bekannt aus der #noAfD Chatgruppe) und Drazen Jakicic, der das #noAfD-Logo als Profilbild hat (Bild). Weitere uns bekannte #noAfD Mitglieder/Unterstützer in der Gruppe sind Thomas Kanzelsberger, Bernhard Kranich, René Heichler und . Außerdem noch Kreistagsmitglied und Türsteher Gerhard Michael Welter. J.Huber ist am 16. Mai aus der Telegram-Gruppe ausgetreten. Es gibt außerdem noch einen Account namens „Jude“.
Laut Gruppenbeschreibung soll es in der Gruppe um „Informationsaustausch zu den Themen Pandemie und Grundrechte mit dem Schwerpunkt Planung von Aktivitäten im Landkreis Freising“ gehen. Es steht dort auch ein Zitat: „Grundrechte heißen Grundrechte, weil sie immer gelten“ (Hier nocheinmal der Hinweis: Die #noAfD interessiert sich nicht für Grundrechte. Sie sind von Grund auf Rechte). Im Chatverlauf werden allerdings auch verschwörungsideologische und Rechte Inhalte von Seiten wie Tichy‘s Einblick, Infowars, Sputnik-News und PI-News geteilt. Auch viele Youtube-Videos mit solchen und extremeren Inhalten werden geteilt. Der Mix an Bezugsquellen kann nur als skurril, wenn nicht schizophren bezeichnet werden. Die neueste Verschwörungstheorie wurde von Bernhard Kranich geteilt. Inhaltlich geht es um ein gefaketes YT-Video. Natürlich werden absurde Zusammenhänge konstruiert und alles wird von den Illuminaten (Gates, Soros, Rockefeller, etc…) gesteuert. 5G, Quantencompuer, Illuminaten, Deep-State, Künstliche Intelligenz und Terminator 2 (Der Film), alles Inhalt dieser „Verschwörung“.
Auf der Demo selbst können wir einen sehr ähnlichen Mix beobachen. Ein „Truther“ (Wahrheits-suchender) war sich nicht zu schade sich über eine halbe Stunde über diverse Verschwörungsmythen wie „Pizza-Gate“ oder ID2020 (Zwansimpfungen und anderer Quatsch) auszulassen. Jemand der die Wahrheit (O-Ton: „Ich weiß, ich bin nicht systemrelevant…“) gefunden zu haben schien, war Alois Federl (#noAfD) aus Dürnzhausen. Auch Ex-Landratskandidat (lol) Franz Scholz (#noAfD) nahm an der Demo teil. Neben den üblichen Zwangsimpfungsmythen gab es diesmal eine offenere Präsenz von #noAfD Unterstützer*innen. (Foto) und Schilder mit „Alternativen Fakten“ zur Corona-Pandemie. J. Huber und „Junker Jahnel“ nahmen diesmal nicht an der Demo teil.
Stattdessen gab es offenen Antisemitismus in Form eines Plakates (Foto), auf dem unter anderem zu lesen war: „Impfausweis = Judenstern 2.0“.Eine widerliche Relativierung des Holocausts.
Trotz dieser unerfreulichen Dinge werten wir unsere Aktion als Erfolg.
Wir sind erfreut darüber, dass viele Menschen in Freising erkannt haben, dass die sogenannten „Corona-Rebellen“ eine von Rechten erfundene, organisierte und durchgeführte Sache sind und deshalb nicht an der „Mahnwache“ teilnahmen. Ebenso sind wir erfreut darüber, dass viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind und sich klar gegen rechte und verschwörungsideologische Bestrebungen in Freising gestellt haben. Freising ist bunt. Freising bleibt bunt!